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St. Pölten - Stadtwandern mit dem LUP
08.05.2016 13:55

Die grünen Adern der niederösterreichischen Landeshauptstadt!

Nun habe ich mein Stadtwanderprojekt in St. Pölten durchgezogen. Vor einiger Zeit war ich im Rahmen eines Kurzaufenthaltes auf das Kultur & Freizeit Angebot dieser Stadt aufmerksam geworden. Nach genaueren Recherchen entdeckte ich später dann die LUP Stadtwanderwege.

...was meint er denn mit "LUP" ?

Ein Slogan erklärts. "LUP - das heisst Busfahren in St. Pölten". Das öffentliche Verkehrsmittel hat seinen Namen von "Lupus" (lat. Wolf) St. Pölten war vor langer Zeit ein Teil Passaus, dessen Wolf auch heute noch im Stadtwappen zu finden ist. Die Stadtwanderwege sind unmittelbar an den LUP angeknüpft. Interessant sind gewisse Benimmregeln vor und während der Busfahrt. So ist der Zutritt für Fahrgäste nur bei der Fahrertüre gestattet. Der Busfahrer ist also auch zugleich Kontrolleur oder stellt Fahrtickets aus. Auch ist es nicht gestattet aufzustehen bevor der Bus zum Stillstand gekommen ist. Der Tarif liegt bei  2,10 Euro (Einzelfahrt) und 4,70 (Tageskarte). Das Intervall liegt bei den meisten Linien bei zwei Fahrten pro Stunde.

Meine vier Stadtwanderwege stammen von den Routenvorschlägen auf www.st-poelten.gv.at und nennen sich "Grüne Hauptschlagader Traisen",
"Nadelbach-Kollerberg-Teufelhof", "Traisen und drei Seen" und "Kellergassen und Panoramaweg".
Der Kernausganspunkt der Wanderwege ist der St. Pöltner Hauptbahnhof. Vor dem Südeingang des Bahnhofs befindet sich eine große Infotafel sowie ein Meeting Point. Während man mittels Anschlagstafel stolz auf Lauf- und Radwege hinweist, bleiben die Stadtwanderwege jedoch verborgen. Es gibt keinen offiziellen Routenplan und keine Markierungen. Wer also nicht zufällig im Internet über die LUP Stadtwanderwege stolpert wird nie erfahren das es diese Gelegenheit gibt St. Pölten besser kennen zu lernen.
Schon klar. Der Fokus liegt hier wohl eher auf die "Mostviertler Wanderschritte", also eher um die Stadt herum. Nach einer netten Unterhaltung mit dem Betreiber meiner Pension habe ich erfahren das, seiner Meinung nach, das Wandern ansich hier nicht so gefragt ist. Auch der klassische Urlaub wird in St. Pölten nicht ganz so angenommen. Da hat der Radsport schon größere Chancen und St. Pölten liegt einfach am Traisental Radweg. Hier kommt es dann zu häufigeren Buchungen.
Dazu kommt das St. Pölten, lt. seinen Aussagen, kein richtiges Nachtleben hat, da die Meisten am Wochenende nach Wien pendeln. Nach einem Abendspaziergang durch den Stadtkern könnte ich das teilweise bestätigen.

Zurück zum Stadtwandern...
 


Grüne Hauptschlagader Traisen...

Ich verlasse den Bahnhof östlich und stelle fest das mich mein Weg am Eingangstor zum Stadtpark vorbei führt. Aber den Stadtpark werde ich später noch sehen. An der Dr. Karl Renner Promenade treffe ich auf die ehemalige Synagoge. Sie wurde von 1912 bis 1913 nach den Plänen von Theodor Schreiner und Viktor Postelberg für die isrealitische Kulturgemeinde errichtet. 1938 wurde sie weitgehend zerstört und von 1980 bis 1984 renoviert und wieder instand gesetzt.
Mein Weg führt nun weiter südlich östlich in Richtung des Traisen-Stroms. Ich erreiche den Hammerpark und entdecke das Mahmahl von Hans Kuppelwieser. Das stählernes Gebilde in Form einer Tasse wurde 1988 im Gedenken an 13 Wiederstandskämpfer errichtet welche am 13. April 1945 in den letzten Stunden des 2. Weltkriegs vom NS Regime hingerichtet wurden.
Einen knappen Kilometer später ist es soweit und ich erreiche die Traisen sowie den Stattersdorfer Steg. Dieser wurde 2011 erbaut und trägt auch den Beititel "Lions Steg". Durch die Regenfälle der letzten Tage führt die Traisen sehr viel Wasser und das Getöse des Stroms ist sehr laut. Ich folgte ihr stromaufwärts weiter in den Süden. Am anderen Ufer befindet sich die Franz-Josefs Promenade, bzw. der NÖ MZWG 06.
Ich lasse die Westautobahn sowie die  Harlander Brücke hinter mir und bemerke wie das Stadtliche immer mehr dem Grün weicht, was sich sehr positiv auf mein Gemüt auswirkt. Das Gebiet erinnert jetzt mehr an die Donauauen. Hier trifft man zwar nicht auf geschichtliche Sehenswürdigkeiten, aber dafür vielmehr auf schönes Naturschauspiel. Auf der höhe von Harland endet dann der Stadtwanderweg bei der Einmündung des Mühlbachs der aus der Traisen entspringt. Kurz vor dem Ziel der Tour - dem Amtshaus in Harland - kommt man noch an einer namenlosen aber schönen alten Mühle vorbei. Die LUP Buslinie 8 bringt mich zurück zum Bahnhof.

Diese Tour ist ca. 10 km lang


Nadelbach-Kollerberg-Teufelhof...

Ich stehe nun wieder vor dem St. Pöltner Hauptbahnhof und bin bereit für den nächsten LUP Stadtwanderweg. Nun folge ich der Straße westwärts des Bahnhofs und finde mich auf der Julius-Raab Promenade wieder. Der gemeinsame Mittelstreifen für Fussgänger und Radfahrer gefällt mir sehr gut. Am Völklplatz treffe ich auf das Denkmal des ehemaligen Bürgermeisters Hubert Schnofel der von 1919 bis 1933 im Amt war.
Ich lasse das Landesgerichtsgebäude hinter mir und treffe auf die Eisenbahnunterführung der Mariazellerbahn welche mich direkt in den Stadtwald führt, der auch auf manchen Karten als Kaiserwald aufscheint. Dieses Erholungs und Freizeitgebiet wurde von der Sparkasse errichtet. Hier treffe ich auch auf den Manker Wallfahrtsweg. Ich folge dem kleinen Waldpfad, auch Vacanopromenade genannt, südlich. Schließlich verlasse ich den Stadtwald und gelange zu einer kleinen Wohnsiedlung am Haflingerweg. Ich folge ihm südöstlich und betrete schließlich weite Felder. Zu meiner Linken finde ich nun den schmalen Nadelbach. Die weiten Felder lassen mir nun einen Blick auf St. Pöltens Umgebung zu.
Nach einem gemütlichen Spaziergang auf einem Karrenweg erreiche ich schließlich die kleine Ortschaft Nadelbach. Hier befindet sich auch eine Bahnhofstation der Mariazellerbahn, auch Himmelstreppe genannt. Das letzte Stück lege ich über einen kleinen Hügel auf der Stifterstraße zurück. Und hier habe ich eine wunderbare Aussicht in den Süden. So kann ich zb. den Ötscher in der Ferne erblicken. Letztendlich erreiche die Kleinsiedlung Teufelhof und die LUP Busstation beim Gasthof "roter Hahn". Hier bringt mich der LUP wieder zurück in die Stadt.

Diese Tour ist etwa 5 km lang.


Traisen und drei Seen...

Ausgangspunkt ist wieder der St. Pöltner Hauptbahnhof. Wie bei der grünen Hauptschlagader folge ich dem Weg östlich und darf diesmal endlich in den Stadtpark marschieren. Kommt man von der Bahnhofsseite, so wird man beim Eingangstor vom Denkmal von Kaiser Joseph II. begrüßt.
Nachdem Stadtpark muss ich dann feststellen das der originale Weg über die Willi-Gruber-Straße zur Traisen gesperrt ist. Hier wird an einer neuen Brücke über die Traisen gebaut. So musste ich einen großen Umweg über die Traisenbrücke entlang der Wienerstraße machen bis ich schließlich die Traisen und meinen Stadtwanderweg wieder erreiche. Nund folge ich dem Strom abwärts bis zum Glanzstoffsteg der mich zur Nordbrücke führt. Nach dieser erreiche ich den großen Viehofner See. Ein relativ großer Schotterteich der den St. Pöltnern im Hochsommer sicher Abkühlung verschafft. Ich marschiere am Ostufer entlang bis zur Abgrenzung in den kleinen Viehofner See, welcher sich bereits eingebettet im Viehofner Wald wieder findet. Hinweisschilder geben klar zu verstehen das der große See zum Baden gedacht ist, während der kleine See für die Natur unberührt bleiben soll. Zwischen beiden Seen befindet sich eine 10 Meter hohe Aussichtswarte. Von Oben hat man einen schönen Rundumblick. Ich umrunde auch den kleinen Viehofnerteich und erreiche schließlich die Seenbrücke welche über die Traisenführt. Am anderen Ufer erblicke ich auch schon den dritten See dieser Tour, nämlich den Ratzersdorfer See. Sofern ich das beurteilen kann ist die Wasserqualität aller drei Seen optisch sehr gut. Das Ambiente ist einfach toll. Auch hier wandere ich am Ostufer um den See herum und erreiche wieder die Traisen welcher ich nun in den Norden folge. Entlang eines langen geraden Kieswegs erreiche ich auch den Eingang zum Naturlehrpfad, welcher aber leider versperrt ist.
Nahe Oberradlberg erreiche ich den nördlichsten Punkt dieser Tour und ich marschiere über ein kleines Waldstück wieder in den Süden zurück. Dort gelange ich doch noch auf die Rückseite des Waldlehrpfads. So erfahre ich das hier unter anderem die Frühlingsblatterbse, Stieleiche, Schlüsselblume und der Feldsalat "Rapünzchen" hier sein Zuhause gefunden hat. Schließlich erreich ich den kleinen Ort Ratzersdorf an der Traisen und die LUP Busstation.

Durch meinen längeren Umweg ist diese Tour knapp 12 km lang.


Kellergassen und Panoramaweg...

Mein letzter LUP Stadtwanderweg startet natürlich wieder am St. Pöltner Hauptbahnhof und beginnt wie schon der Nadelbach-Kollerberg-Teufelhof Weg. Ich komme wieder am Landesgerichtsgebäude vorbei und erreiche die Eisenbahnunterführung bzw. den Eingang in den Stadtpark. Diesmal folge ich aber nicht der Vacanopromenade, sondern durchquere den Stadtwald bis ich am Ende die kleine Siedlung Eisberg erreiche. Ich folge der Eichenbergerstraße nördlich und überquere schließlich die Westbahn und finde mich unter anderem beim Russenfriedhof wieder.
Einen Kilometer später marschiere ich auch schon am Mamauer Kellergassenweg.
Hier trifft Geschichte auf Moderne. Während verwaiste alte Kellergewölbe von der Vergangenheit zu erzählen versuchen, ragen neue moderne, schön restaurierte Keller aus der Erde empor. Sehr nett anzusehen. Ähnlich sieht das auch auf der Weitemer Kellergasse aus.
Dem Ende der Tour nahe erreiche ich wieder prächtige weite Feldgebiete die mir einen Blick in alle Himmelsrichtungen gewähren. Soviel zum Thema Panorama. Eine kleine hölzerne Aussichtswarte lässt mich noch über die Baumkronen und Sträucher blicken. Ein bisschen höher müsste sie sein, dann hätte man den perfekten Blick auf St. Pölten und Umgebung. Schließlich erreichte ich die nördliche Siedlung am Kremserberg sowie die LUP Busstation.

Diese Tour ist in etwa 5 km lang.
 


Mein Fazit:

Ich kenne noch nicht so viele Stadtwanderwege. Doch weis ich was mich als Wanderer anspricht. Und meiner Meinung nach wird Stadtwandern in St. Pölten wohl unterschätzt. Rad und Laufrouten findest Du an jeder Ecke. Spaziergänge und Wanderkarten suchst du vergeblich. Warum eigentlich?
Mit den Wanderwegen entlang der Traisen gibt es soviele wunderbare Orte wo es sich lohnt sie zu jeder Jahreszeit zu besuchen. Die drei Seen sind für mich fast schon perfekt für einen Tagesausflug, wenn man einfach mal die Seele baumeln lassen möchte.
Auch Freunde der Kunst und Geschichte kommen auf ihre Kosten. Fast an jeder Ecke wartet ein neues Denkmal oder geschichtliches Gebäude, das sogar ich schon überlegen musste welches ich in meinem Bericht aufnehme und welches ich auslassen werde.
Es sind keine Rundwege, aber dafür findet sich an jedem Start und Endpunkt eine LUP Anbindung. Perfekt! Klar, es kann passieren das man einen Bus verpasst und man dann eine halbe Stunde auf den Nächsten warten muss. Aber wenn man, nicht so wie ich, einen Busplan hat oder die Zeiten vorher recherchiert, dann ist das überhaupt kein Thema.

Also St. Pölten!
Trau Deinen Wanderfreunden ruhig mehr zu! Du bist immerhin die Landeshauptstadt Niederösterreichs und musst Dich überhaupt nicht verstecken. Ich bin als leidenschaftlicher Wanderer und Entdecker auf meine Kosten gekommen, obwohl ich mir im Vorfeld öfter mal sagen ließ das man bei Dir nichts erleben kann und ich sollte lieber ein anderes Stadtwanderprojekt wählen.
Nimm Dir ein Beispiel an den Stadtwanderwegen in Hollabrunn. Dort hat man mit viel Herzblut ein kleines buntes Wanderparadies geschaffen welches, meiner Meinung nach, jede Generation bedient. Das kannst Du auch haben. Und dann sagt Keiner mehr zu mir das man bei Dir nichts wanderbares erleben kann.

Das ist einfach meine persönliche Meinung zu meinen Eindrücken welche ich gewonnen habe.

Infobox:

siehe Stadtwandern St. Pölten

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