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Ja
24h Burgenland Extrem 2016
23.01.2016 21:25


Einmal um den halben Neusiedler See! Die Grenzerfahrungen als Motivation!

Zugegeben – ursprünglich hatte ich kaum Interesse an der 24h Burgenland Extrem Tour. Die Jahreszeit sowie die Tatsache, das es da einen Bewerb gibt den ich wohl eher nicht finishen kann, hatten mich einst abgeschreckt. Doch die Neugierde und das Wort meiner lieben Trailfreunde waren letztendlich stärker.

Gut so! Sonst wären mir nämlich wirklich eindrucksvolle und wichtige Erfahrungen und Eindrücke verwehrt geblieben. Eine Ultra Tour in diesem Ausmaß hatte ich bislang noch nie unternommen. Ich hatte im Vorjahr den Wander WM Marathon mit 42 km, den Karwendelmarsch mit 52km und die Runde um Halb Wien 64 km erfolgreich absolviert. Jedoch eine Tour um den Neusiedler See mit fast 120 km war schon eine Monsteraufgabe.

Somit musste ein für mich realistisches und realisierbares Ziel her. Und dieses lautete 64 km + 1 und mehr. Somit würde ich meine Best Distance on a Trail verbessern. Nachträglich betrachtet hat mir dies aber vielleicht auch ein längeres Durchhalten verwehrt. Doch dazu kommen wir gleich. Ich wollte nur festhalten aus welchem Eck ich angesichts der 24h Burgenland Extrem Tour kam. 
 

 

Vorbereitung und Anreise

Eine explizite Vorbereitung hatte ich nicht. Mein Training für mein 16 Wochen Laufprojekt läuft ganz gut und ich hab diese Trainingseinheiten bei jeder Witterung durchgezogen.

Am Vortag des Events brachte mich mein Vater zunächst nach Oggau zum Gemeindeamt, wo ich mir meine Startnummer abholte, und anschließend nach Mörbisch in mein Quartier. Dort trafen nach und nach alle meine Trailfreunde ein und wir verbrachten noch einen gemütlichen Abend in einem richtig tollen Steakhouse in Sopron. 

Video Clip:


Startnummernausgabe in Oggau

Abendliche Stimmung am Vortag in Mörbisch


Das Event

Um 3:00 Morgens rappelte der Wecker. Ab zum Frühstück. Um 4:00 ging es hinüber nach Oggau zum Start des Events. Über 1700 Starter fanden sich vor dem Gemeindeamt ein. Um 4:30 schließlich erfolgte der Startschuss und die Karawane der Tapferen begann mit seiner kleinen Völkerwanderung.

Bei - 8 Grad und Finsternis marschierten wir zunächst nach Rust und dann durch Mörbisch bis hin zur ungarischen Grenze. Warnweste und Stirnlampe waren Pflicht und so bildete sich eine kilometerlange Lichterkette entlang des Weges. Vorne die flinken Ultra Läufer und hinten die Genusswanderer. Wilfried P, Christian T. und ich bildeten ein Team.

Nach der Grenze gelangten wir nach Fertörakos. Dort erwachte dann der Tag mit einem herrlichen Sonnenaufgang. In Balf wartete das untere Ende des Neusiedler Sees worauf der Weg nun ostwärts wand. Wir durchquerten Fertöboz, Hidegsey, Fertöhomok und Hegyköh ehe der Weg in den National Park führte. Am National Park Zentrum wand sich der Weg wieder in den Norden wo wir wieder zurück nach Österreich gelangten und folglich Appetlon erreichten.
Hier beendete dann Christian die Tour und Wilfried und ich marschierten weiter nach Illmitz. Kaum waren wir aus Illmitz draußen, senkte sich auch schon eindrucksvoll die Sonne und bereitete dem klaren Vollmond sowie der Nacht genug Platz um sich zu entfalten. Sofort sanken die Temperaturen wieder in den Keller. Gemeinsam marschierten wir durch das Höllen Gebiet. Am Ende der endlosen Straßen und Wege wartete dann die Ortschaft Podersdorf am See. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich fast 75 km in den Beinen und somit meinen vorherigen Rekord um ca. 10 Kilometer überboten. Hier war dann für mich der Zeitpunkt es gut sein zu lassen.

Unser Held Wilfried "Willi" Peronold marschierte dann tatsächlich noch alleine über Weiden, Neusiedel, Purbach und Donnerskirchen zurück nach Oggau und umrundete somit den Neusiedler See komplett (!!!) 

Was für ein körperlicher und mentaler Kraftakt!!! Ich kann mich nur verneigen! 

 


Einige Fotos vom Event:



Meine Analyse und Abgesang

Hier könnte ich nun ein Tagebuch vollschreiben. Doch ich versuche mich auf das Wesentliche zu beschränken. Bis Illmitz hatte ich keine großen Probleme. Klar waren die Füße platt marschiert und die Kniekehlen stöhnten ein bisschen, aber im Grunde war ich nicht erschöpft.
Doch mit dem Erreichen meiner persönlichen Kilometer Bestmarke klinkte sich mein Kopf aus. Wenig Schlaf, dazu der frühe Start und die Tatsache das ich hier schon an die 12–13 Stunden mit einem passablen Schritt-Tempo unterwegs war, machten es nicht einfacher. Vor allem raubte die anstehende Nacht mit ihren Minusgraden dann auch wertvolle Energie aus meinen Speichern. In anderen Worten – ich hatte innerhalb von wenigen Minuten einen bösen Einbruch. Bei einer Raststätte 4 Kilometer vor Podersdorf meldete sich dann auch der Kreislauf zu Wort. Das mentale Kartenhaus brach zusammen.
Da war mir dann klar, dass eine Fortführung meines Weges über Podersdorf hinaus wenig Sinn machte. "Was wäre wenn...?" und "Hätte man nicht doch bisschen...?" Gedanken wollte ich erst gar nicht aufkommen lassen und sagte mir klipp und klar das in Podersdorf Schluss ist.

Eine gute Entscheidung! Unsere tolle mobile Unterstützung Anneliese W. brachte mich dann mit dem Auto zunächst nach Oggau ins Gemeindeamt. Dort wollte ich mich im Wärmeraum neben den vielen anderen Helden und Finishern ausruhen, um auf meine anderen Freunde zu warten die noch auf der Strecke verweilten. Aber trotz Stärkung war ich zu diesem Zeitpunkt zu ausgebrannt und ließ mich dann von Anneliese in unser Quartier fahren. Dort konnte mein Körper dann langsam auf normalen Betriebsmodus zurück drehen.

Zur später Stunde feierten wir aber dann doch noch unsere Großtaten bei einem gemütlichen Zusammensein im Quartier. Nur unser Held Wilfried nicht. Dieser kämpfte sich beherzt nach 2 Uhr Nachts (über 22 Stunden netto Gehzeit) ins Ziel. Respekt!

Der Bewerb selbst war sehr gut organisiert. Ausreichend Labestationen. Ein Shuttle Service. Ausreichend Verpflegung. Da kann man nicht meckern. Das Goodie-Pack war auch sehr spendabel.

Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden und befinde mich damit in einer Zwischenwelt. Noch niemals zuvor war ich am Stück 75 km marschiert, was bedeutete, dass ich mit allem was ich tue am richtigen Weg bin. Und doch weiß ich das ich sicher noch zu mehr imstande bin mit wachsender Erfahrung und guter Vorbereitung.
Mir ist aber auch klar das man nicht immer so ein Glück mit dem Wetter haben kann. Kein Wind, kein Regen, kein Schnee! Das hat natürlich vieles leichter gemacht. Das kann man aber nicht jedes Jahr so haben, wie schon die Vergangenheit bei diesem Bewerb gezeigt hat.

Doch ich bin mir sicher – eines Tages pack ich die ganze Runde und schnappe mir die Finisher Medailie!

 


Einige Fotos vom Neusiedler See (von Lydia Pernold-Hofer):


Infobox:

Veranstalter Homepage

Meine Wegstrecke als Plan findest Du unterhalb....

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